Das ist meine Geschichte

Janina

Ausgewandert nach Schweden 

In diesem Blogg erzähle ich meine ganz persönliche Geschichte über unsere Auswanderung von einer kleinen norddeutschen Insel ins wunderschöne Schweden. Ich berichte auch über Wissenswertes rund ums Thema „Auswandern nach Schweden“.
Ich möchte alle Interessierten, Familie und Freunde einladen unsere Geschichte zu lesen. 

Ich hoffe es gefällt euch!?  

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Der Gedanke

Wie alles begann! Sommer 2022

Wir kauften uns einen Wohnwagen und fuhren im Sommer 2022 das erste Mal zum Campen nach Schweden. Mein Mann war in seiner Jugendzeit schon des öfteren in Schweden, aber für den Rest der Familie war es das erste Mal. Ich sagte zu den Kindern, wenn mir Schweden gefalle, dann würden wir dorthin ziehen. (eigentlich nur ein Spaß)
Mein Sohn, Robin (damals 15), beschäftigte sich mit meiner (eigentlich nicht ernst gemeinten) Aussage. Er informierte sich über das Land, das Schulsystem und empfand schnell einen positiven Gedanken in Schweden wohnen zu wollen. Dazu muss ich sagen, dass er Pferde liebt und auch das ein Thema war. Wenn wir in Schweden wohnen, hätte er endlich ein eigenes Pferd… der Gedanke war verlockend, aber eher ein weiterer Traum.
Nach vielen Gesprächen rund ums Thema "Schweden", hatte ich selbst nie daran gedacht, dass aus dem Gedanken auch Ernst werden könne. 
Mein Mann führte zu diesem Zeitpunkt ein kleines, erfolgreiches Familienunternehmen.
Er arbeitete nun schon über 25 Jahre (davon 10 Jahre Selbstständig) in einen Metall-/Maschinenbau mit einem zusätzlichen Gasfüllbetrieb.
Ich selbst war in der Buchhaltung tätig. Wir wohnten auf einer schönen Ostseeinsel, hatten ein Doppelhaus, fuhren regelmäßig in den Urlaub… also eigentlich alles schick.
Doch der Gedanke in Schweden zu Leben wuchs in uns allen. 

Die Firma

Schwieriger als erwartet

Ich erinnere mich noch genau. Es war mein Geburtstag.
Jan kam nach Hause und berichtete, dass er die Firma, sein 5. Kind, sein Ein und Alles auf einer Internetseite für Firmenverkäufe angeboten hatte. 
Einfach mal schauen, wie die Resonanz so sein würde. Krass! Ich war baff.
Niemals hatte ich damit gerechnet! Und tatsächlich kamen an diesem Tag auch schon die ersten Anfragen.

Es kristallisierte sich schnell heraus, dass ich für den ersten Informationsaustausch der Interessenten zuständig sein würde. Jan konnte und wollte sich während des recht stressigen Alltags nicht zusätzlich damit belasten. Die Vorauswahl sollte ich übernehmen.

Ich muss gestehen, ich hatte fachlich eigentlich überhaupt keine große Ahnung was ich da tat. 
Wir hatten einen relativ komplexen Betrieb zu verkaufen…hier ging es ja nicht um eine Kleinigkeit. 

Ich lernte Vieles dazu und machte so meine Erfahrungen. Eigentlich war ich ja nur die Dame aus der Buchhaltung. Ihr glaubt ja gar nicht, wie umfangreich das alles war und mit welchen Fachbegriffen einige um sich schlugen.
Ich schätze aber, auch ich schlug mich ganz gut.

In diesen 2 Jahren war so ziemlich alles dabei. Von BWL’ern, die keine Ahnung hatten, dass sie für die Übernahme eines Handwerksbetriebes einen Meister brauchten, Kaufmänner (gleiches Problem),
Ü-60 Investoren aus Frankreich und HH, totale Träumer und Lebenskünstler. Aber es gab zu dem Zeitpunkt keinen gelernten Handwerksmeister, der zum einen den Willen und den Mut hatte in der heutigen Zeit , so ein Risiko einzugehen (Selbstständigkeit) und zum anderen liquide genug war. 


Wohin überhaupt?

    Schweden ist groß! Facebook war hilfreich! 

Parallel zur Suche eines potenziellen Käufers für die Firma, hatten wir uns natürlich auch schon mit dem: wohin überhaupt nach Schweden ? beschäftigt.
Schon zu Beginn war ich diversen Fb Gruppen beigetreten, welche sich alle mit "Schweden" befassen. 

Es gibt wirklich viele Gruppen. „Auswandern nach Schweden“, „Jobs in Schweden“ etc… Diese Gruppen können helfen, aber ab und an finden in den Gruppen auch unschöne Auseinandersetzungen statt, nur weil jemand eine einfache Frage stellt.
 
Auf der Suche nach einem geeigneten Job (für Jan) war ich dabei auf eine Anzeige, eines ebenfalls deutschen Auswanderers (M.), gestoßen. Er ist selbst Mitarbeiter dieser Firma und suchte im Auftrag nach neuen Mitarbeitern. 
Das klang interessant! 
Wir beschlossen darauf zu antworten. Soweit so gut.
Erste Kontaktaufnahme war sehr nett und man bot uns direkt eine Schnupperwoche in dem Betrieb an.  
Nur wann könnte und sollte man das planen?
Wir hatten zu dem Zeitpunkt noch keinen Käufer für die Firma gefunden und alles andere war auch noch viel zu unsicher!

Jahreswechsel 2022/2023

Das neue Jahr in Schweden beginnen…


Über Neujahr 2022/2023 buchten wir uns vor lauter Sehnsucht ein Haus direkt am See in Unnaryd. 

Wir verbrachten dort mit meinen Schwiegereltern einen tollen Neujahrsstart ins Jahr 2023. Ich dachte mir, besser als in Schweden könne man das Jahr nicht beginnen.

Mehr oder weniger spontan vereinbarten wir in dieser Zeit auch ein erstes Kennenlernen in der Firma (ca. 3,5 Std mit dem Auto entfernt). Es war sehr nett. Ich konnte leider nicht mit dabei sein, wurde stattdessen aber von R. , der Frau des Mitarbeiters, zur Fika eingeladen.

Mein Mann war positiv gestimmt und konnte sich vorstellen dort zu arbeiten. Konnten wir uns auch vorstellen dort zu leben?
 
Fika=Kaffeepause (lies hier alles über Fika )



Haus/ Wohnung mieten oder kaufen?

Mieten kann teuer sein!

Ich glaube viele träumen bei einer Auswanderung nach Schweden von einem Haus, abgelegen im Wald mit viel Grundstück. Natur pur, einen See mit eigenem Steg zum Baden am besten direkt mit dran.

Man nennt es auch das „Bullerbü Syndrom“.
Die Vorstellung und die Realität liegen nicht wirklich nah beieinander. Ich habe schon oft darüber gelesen und auch ich musste schnell begreifen, dass es für uns kein Haus am See gab. 
Zum einen aus finanziellen Gründen und zum anderen aus verantwortungsbewussten Gründen. Denn wer mit drei Kindern auswandert muss auch Rücksicht auf die Bedürfnisse jedes Einzelnen nehmen!


Juni 2023 
Da das Interesse an unsere Firma nicht abnahm und wir gerade mit einem potentiellen Interessenten eine Einarbeitung begonnen hatten, nahmen wir die Kinder für eine Woche aus der Schule, um uns den Ort und die Umgebung anzusehen. Wohin hatte uns die zukünftige Arbeitsstelle geführt? Wie sind die Gegebenheiten vor Ort? Welche Schulen gibt es? Können wir uns vorstellen dort zu leben? Wo sollten wir wohnen? So viele Fragen und alle sollten diese Entscheidung mit uns gemeinsam treffen!

Mieten

Die Mieten in Schweden sind recht hoch und mit 5 Personen gibt es kaum Auswahl, wenn man nicht täglich 1/2 Std im Auto verbringen möchte. Obwohl ich ehrlicherweise sagen muss, dass wir durch unseren damaligen Wohnort, einer kleinen Urlaubsinsel, auch etwas verwöhnt waren. 
Wir kannten keine langen Strecken zur Arbeit. Uns war durchaus bewusst, dass sich das nun ändern könnte.

Das Gute an unserem Vorgehen war aber, dass wir zuerst den Ort der Arbeitsstelle wussten und nun dort nach einem neuen zu Hause (in der Nähe) suchen konnten. 

Im näheren Umfeld gab es ein paar Häuser. Auf der Internetseite Bostad.blocket.se kann man ein Profil erstellen und sich auf Wohnungen oder Häuser bewerben.
Ich vereinbarte Termine für Besichtigungen und wir schauten uns ebenso die verschiedenen Schulen an. Für die Gr0ßen gab es das nahegelegene Gymnasium und für den Kleinsten gleich drei Schulen, die zur Auswahl standen. Jan begann in dieser Woche auch seine Probewoche in dem neuen Betrieb bei L&K. 

Manche der Häuser zur Miete waren nur befristet im Angebot. 
Z.B. gab es dort ein Haus mitten in der Pampa. Es lag in der Nähe eines Sees. Wirklich traumhaft! Wir lernten diese Familie kennen. Sie planten, mit ihren drei Kindern eine Auszeit auf einem Segelboot. Sie wollten sich einfach ein Jahr die Welt ansehen.

                                                                                                            Kaufen
Wenn man sich mit dem Thema
Hauskauf in Schweden“ befasst, dann liest man auch, dass sich die Schweden vieles (alles) auf „Pump“ kaufen. Z.B. steht bei einer Immobilienfinanzierung nicht im Vordergrund in 30 Jahren schuldenfrei zu sein. Man zahlt einfach nur Zinsen und keine Tilgung… bei Autos ist es ähnlich. 
Ich weiß nicht, ob das wirklich der Wahrheit entspricht!?
Ich empfehle Jedem, der ein Haus zum Kaufen in Schweden sucht Hemnet.se .

Lies hier alles über Hemnet.se

Auch wir schauten uns Häuser zum Kauf an. 
Obwohl wir durch unsere persönliche Situation „jetzt sofort“ gar nicht in der Lage waren es direkt bezahlen zu können. Weder die Zinsen noch überhaupt eine Krone. Weder unser Haus noch die Firma waren zu diesem Zeitpunkt verkauft. 🙈

Wir boten der Maklerin trotzdem an, dass wir eine Zahlung bei Verkauf unserer Firma tätigen könnten und eine zweite Zahlung nach Verkauf unseres Hauses. Im stillen dachte ich mir: wer lässt sich schon auf sowas ein?! Jemand der sein Haus verkauft, braucht das Geld schließlich gleich.

Je nach Kreditinstitut und Kreditwürdigkeit, könnte man wahrscheinlich auch einen Kredit bei einer Bank aufnehmen. Doch bei welcher Bank? Ohne PN? (= PN (Persönliche Identifikationsnummer)
Seit dem Geldwäschegesetz finanzieren schwedische Banken keine Immobilien mehr für Ausländer. Ohne PN also nicht möglich! 
Die Erfahrungen im Netz dazu sind sehr unterschiedlich. Manche bekommen auch ohne eine PN ein Bankkonto eröffnet. (Frage mich tatsächlich wie?!) Wir brauchten nicht nur die PN, sondern auch einen ID-kort. (Identitätskarte/Ausweis) Ein ID-Kort ist ein schwedischer Personalausweis. 
 
In Deutschland würde einem keine Bank eine Immobilien im Ausland finanzieren!? Außer man hätte bereits Eigentum und würde eine Sicherheit eintragen. Aber das wollten wir nicht. Wir wollten alles verkaufen! Keine Altlasten und keine Schulden mitnehmen.


"PN" Die wichtigste Nummer überhaupt! 

Ich glaube jeder Auswanderer hat davon gelesen. Das aller wichtigste ist eine PN! 

Lies hier alles rund um die PN (Persönliche Identifikationsnummer) 


Hauskauf zugestimmt!

Wir bekamen eine positive Rückmeldung vom Makler aus Schweden, dass wir nach unseren genannten Bedingungen das Haus kaufen könnten.
Ich muss gestehen , damit hatte ich nicht gerechnet! 

Wir waren sehr aufgeregt und wollten nun alles nötige zum Abschluss bringen, um unseren Traum näher zu kommen!

Bekanntlich kommt ja nach dem Flug der Fall...?! 


Wenn Träume platzen…

Alles umsonst?

Nach einer Wartezeit von drei Monaten bekamen wir leider die Nachricht, dass all unsere Mühe, in den potentiellen Käufer unserer Firma, umsonst waren. Die Bank wollte ihm keinen Kredit geben. Unglaublich aber wahr, dass diese Erkenntnis seitens der Banken 3 Monate gedauert hat!

Viel zu viel Zeit hatten wir dadurch verloren und viel zu viel investiert! Nun mussten sich unserer Wege abrupt trennen. Und so standen wir nun wieder ohne Käufer da!

Den Kopf in den Sand zu stecken war für mich keine Option. Eine andere Lösung musste her! 
 
Wir befanden uns im Juli 2023, als die Bank die Finanzierung ablehnte. Ich überlegte mir neue Strategien, aktualisierte sämtliche Einträge im Internet und hing mich richtig rein. Das Interesse war ja da! Man musste nur den Richtigen finden!? Den Richtigen! Das hört sich tatsachlich leichter an, als es war. Ich muss gestehen, dass diese Art zu Suchen auch für mich sehr anstrengend und kräftezehrend war. Ich hatte viel Zeit investieren müssen. Meine Gedanken drehten sich nur noch um das Eine.

E-Mails wollten beantwortet werden, jeder Interessent hatte andere Fragen und ein persönliches Telefonat war auch immer gefordert. 

Aber das Schlimmste für mich war eigentlich die Warterei. Ist er weiterhin interessiert? Ruft er zurück? Warum schreibt er nicht zurück? Hat er noch Interesse? Hat er noch offene Fragen? Möchte er uns kennenlernen? Kann ich sonst noch irgendetwas tun? Das war wirklich schlimm!!! Denn es gibt Menschen, die sagen: ich melde mich! und dann tun sie es einfach nicht. Als Antwort kommt: NIX!!! Ich finde so etwas unhöflich und frech! Absagen kann man doch, Nichts zu sagen ist unfair. 

Ich begann also mal wieder die Nadel im Heuhaufen zu suchen. Und ich fand sie recht zügig.  

Der nächste „Richtige“ Interessent kam uns sehr bald mit seiner Frau und seinem Hund besuchen.
Ich sage euch: Er war perfekt. Er war gelernter Handwerksmeister, hatte das Herz am rechten Fleck. Er konnte sich diese Übernahme gut vorstellen und beiden (ihm und seiner Frau) gefiel die Insel auf der wir wohnten. Wir waren uns sympathisch, aßen zusammen und trafen uns den Tag darauf das zweite Mal. Wir wurden konkreter, vereinbarten eine Probewoche, um den Betrieb und die Mitarbeiter kennen zu lernen. Konzepte wurden geschrieben und bei der Bank seines Vertrauens eingereicht. Alles schien bestens!
Bis auf ein Punkt: Er war vorher Mitgesellschafter in einer Firma. Er stieg aus der Firma aus, die er durch seine Arbeit mit zum Erfolg gebracht hatte und rechnete dadurch mit einer größeren Summe Geld. Doch diese Rechnung ging nicht auf. Er musste mit Rechtsanwälten Klage gegen die übrigen Gesellschafter einreichen. Ich weiß gar nicht wie es ausging. Wir hatten ab und an Kontakt. Aber leider auch hier die Erkenntnis: Ohne Moos nix los! Erst müsse er diese Sache klären und das könnte Monate, wenn nicht gar Jahre dauern. 🫣
Unsere Pläne zerplatzten ein zweites Mal. 

Septemer 2023

Jetzt liegt es genau ein Jahr zurück, als wir mit der Suche nach einem Käufer für die Firma begonnen hatten. Selbstverständlich suchten wir auch im nahen Umfeld und sprachen Chefs anderer Firmen persönlich an. Doch leider auch hier kein Erfolg.
Der nächste Interessent (oder sollte ich Kaufmann sagen?) meldete sich bereits zum zweiten Mal. Seine erste Anfrage stellte er bereits im Dezember 2022…Damals machte er uns schon ein Kaufangebot, welches wir dankend ablehnten. 

Ich dachte, jemand der zum zweiten Mal Interesse zeigte und nun wüsste, dass wir nicht um jeden Preis verkaufen würden, es jetzt ernst meinen könnte. 
Ich muss zugeben, mein Optimismus lässt mich da manchmal etwas naiv dar stehen. 
Da ich bemüht war, das Geschäftsjahr zum Ende des Jahres abzuschließen und wir uns schon im September befanden, versuchte ich etwas Fahrt aufzunehmen. Schließlich hatte ich nichts zu verlieren! Ich schrieb ihm eine etwas „freche“ E-Mail. Daraufhin kam er tatsächlich etwas in Fahrt. Er selbst war leider kein Handwerksmeister. Er hatte auch sein Herz nicht am rechten Fleck. Er war ein reiner Kaufmann und wollte mit dem Kauf Synergien zwischen seiner vorhandenen und unserer Firma schaffen. Er raubte uns viel Zeit und Nerven und versprach uns eine Übernahme zum Ende des Jahres 2023.

Wir standen mitten in den Verhandlungen, schrieben Kaufverträge hin und her, änderten diese zig mal.

Wir standen etwas unter Druck, denn wir hatten ja die Zusage des Maklers aus Schweden und die Eigentümer rechneten damit, dass wir im Dezember / Januar nach Schweden kommen würden. Nur aus diesem Grund, warteten Sie mit dem Verkauf ihres Hauses. Sie warteten auf uns!

Doch alles kam anders! Er hatte Kenntnis von unserer Situation und versuchte dieses auszunutzen. Er  wollte uns übers Ohr hauen! Wir zogen kurz vor knapp die Reißleine und so standen wir nun da. Aus der Traum. Auch dieser Rückschlag (der dritte!!!) tat sehr weh. Denn nun entschlossen wir, allen Beteiligten eine (für uns traurige) E-Mail zu schreiben. Wir würden jetzt in Deutschland bleiben. Anscheinend war es doch nicht so einfach, vielleicht sogar momentan unmöglich, unsere Firma zu verkaufen. 

Wir blieben in Deutschland und versuchten zu akzeptieren und uns zu trösten…

Aus Schweden bekamen wir nur liebe Worte zurück. Wir sollten  unseren Traum nicht aufgeben und es weiterhin versuchen…. 
Die Verkäufer des Hauses würden auf uns warten und auch der Chef der Firma wollte auf Jan warten. 

Wir waren sehr überrascht und auch sehr gerührt von so viel Zuspruch.
Aber wir hatten uns entschieden!!! 


Und dann kam Monty…

Unser Trostpflaster 

Wenn man den Kindern in die Augen schaut und sieht wie groß die Enttäuschung ist, möchte man am liebsten die Zeit zurückdrehen und versuchen es besser zu machen. Da das nicht möglich war, hatten die Kinder einen Wunsch frei. Ich war schon darauf gefasst neue Handys oder Spielzeug zu kaufen.

Doch es kam ganz anders. Kein Spielzeug. Kein neues Handy! Sie wünschten sich einen Hund! 

Meine Gedanke dazu war: 
„Wir bekommen doch keinen Hund! Der macht Dreck, Arbeit und überhaupt wir haben November! Draußen ist es schon kalt und ein Welpe ist nicht stubenrein!“


Lange Rede, kurzer Sinn:
Wir setzten uns zusammen und schrieben auf, welcher Hund für uns in Frage kommen würde.
Wie groß, wie haarig und schwer dürfte der Hund sein? Wie sollte er aussehen, wenn er ausgewachsen ist? Welche Rasse? Rüde oder doch lieber ein Weibchen? Wir wurden uns relativ schnell einig.
Auf der Suche nach einem geeigneten Welpen, wurde uns bewusst, dass es wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen würde, bis wir einen Welpen nach Hause holen könnten. Denn die meisten waren frisch geschlüpft oder erst noch in Planung…
Aber da es immer anders kommt als man denkt..! 😅
Es gab eine Züchterin in der Nähe, die (Mini) Aussies züchtete und noch zwei Rüden und ein Weibchen zu verkaufen hatte. Unsere erste Tour zum Züchter auf einem Sonntag endete mit einem Plattfuß auf der Autobahn 🙈
Der zweite Versuch dann (ohne Mann) am Montag endete mit einem neuen Familienmitglied auf dem Rücksitz. 
Nun, ein Jahr später möchten wir unseren Monty nicht mehr missen! Und Ja! Das erste Jahr war sehr anstrengend aber auch eine willkommene Abwechslung zu unserer Achterbahnfahrt. (Firmenverkauf)


Jahreswechsel 2023/2024

Kurzentschlossen buchten wir über Silvester auf Airbnb ein Haus. Wo? Natürlich in Schweden 🇸🇪
Wir wollten mit unserem vierbeinigen Familienzuwachs nicht weit fahren und da bot sich Malmö an.
Wir fanden ein schönes Haus mit eingezäuntem Garten und verbrachten zehn wunderschöne Tage in Malmö. Ich bemerkte schnell, dass Jan mit dem Thema Schweden doch noch nicht komplett abgeschlossen hatte. Ich suchte das Gespräch und wir überlegten gemeinsam, ob man diesen Auswander-Traum wirklich komplett vergessen oder ob man weiter daran arbeiten sollte, damit der Traum eines Tages in Erfüllung geht? Sind Träume dazu da, um sie zu vergessen? Ich weiß, nicht jeder Traum geht in Erfüllung, aber…

Jan sagte, wenn ich noch die Kräfte aufbringen könne, um weiter zu suchen, wäre das für ihn ok. Obwohl wir ja eigentlich beschlossen hatten, dass Schluss sei! 

Wir probierten eine ganz andere Strategie. Eine etwas Verrückte. 

Facebook

Auf Fb gab es eine Gruppe (Nachfolger gesucht) und wir entschieden einen anonymen Post zu versuchen.
Es hagelte Anfragen. Aber auch Diese mussten erstmal sortiert und bearbeitet werden.
Es dauerte gar nicht so lange, da kam schon der nächste ernst zu nehmende Interessent. Er hatte bereits ein Unternehmen in ähnlicher Branche ganz in der Nähe. (ca. 1 Std mit dem Auto) Er plante eine Erweiterung. 
Wir trafen uns ein erstes Mal und wenige Tage später ein zweites Mal. Er brachte seine Frau und seine beiden Töchter mit. Wenige Tage später nahm er Kontakt zu unserem Banker auf, schrieb ein Konzept und stellte eine Finanzierunganfrage. 

In seiner letzten E-Mail an mich, bat er darum 5 Wochen Geduld aufzubringen,  denn so lange bräuchte die Bank bis sie wieder von sich hören ließ. 
Nach 6 Wochen ohne eine Nachricht fragte ich nett nach. Bis heute habe ich keine Antwort erhalten. Ich habe 6 Wochen lang brav gewartet, jeden Tag darüber nachgedacht, ob es jetzt endlich klappen würde. Und er hielt es nicht für notwendig sich zu melden. Ohne Worte! Unglaublich aber wahr! 

Irgendwann wechselte ich in einen Zustand mit weniger Hoffnung und mehr Verstand und hatte teilweise gar nicht mehr daran gedacht, Jemanden zu finden. 
Es war Samstag Mittag als mein Handy klingelte. Ich war in Gedanken und nahm ab. Eine freundliche Stimme fragte, ob ich einen Betrieb zu verkaufen hätte. Ich war etwas überrascht, weil ich zu diesem Zeitpunkt nicht damit rechnete. Wir verabredeten uns für Montag Vormittag, um in Ruhe zu sprechen. Ich war jetzt etwas forscher zu den Interessenten geworden, ich hatte ja schließlich nichts zu verlieren. So viele Interessenten stielten mir wertvolle Zeit. Rund zwei Stunden dauerte unser Telefonat. Wir waren uns sympathisch und ich lud ihn ein, sich Fehmarn und unseren Betrieb kurzfristig anzusehen. Er war einverstanden. Denn er wollte uns erstmal kennenlernen und schauen, ob wir zueinander passen.

Noch bevor ich Ihn persönlich kennenlernen durfte, bekam ich von ihm einen Screenshot seines Bank-Accounts. Ich hatte ihm am Telefon von den Pleiten, Pech und Pannen berichtet, die wir in den vergangenen 1 1/2 Jahren erlebten. Er sagte: damit ich nicht denke, er sei einer von den Typen, die nur dumm rum labern...

U. ist zu dem Zeitpunkt 59 Jahre alt. Er kannte Fehmarn nicht, was nicht unbedingt gute Voraussetzungen waren. Ich fragte mich natürlich auch, was denn ein Mann kurz vor der Rente, vermögend mit einem Handwerksbetrieb auf Fehmarn will?! Warum sollte er unseren Betrieb übernehmen? Er liebte das Handwerk! Er träumte wohl schon längere Zeit davon, einen kleinen Handwerksbetrieb zu übernehmen. Wir waren durch unsere Erfahrungen sehr vorsichtig und auch etwas skeptisch geworden. Ich glaube, U. musste uns von seinem Vorhaben mehr als überzeugen. Allerdings waren wir uns sehr sympathisch und Jan und U. haben wirklich sehr viel gemeinsam. Je mehr Zeit verging und je besser wir uns kennenlernten, desto mehr Gemeinsamkeiten stellten wir fest. 

Wäre das nicht so gewesen, dann hätte es sicherlich ein anderes Ende gegeben.

U. bezeichnete sich selbst als Knorke-Typ, er kam aus NRW. Das war er auch, ein Knorke-Typ! Im Herzen ist er ein Handwerksmeister (er lernte als junger Mann auch im Metallhandwerk), aber er ist auch ein Kaufmann! Er hat ein etwas freches, loses Mundwerk aber genau das machte ihn für mich so sympathisch. 

Zu U. gehörte auch N., ein total kerniger Typ aus England. Er arbeitet für U. als Projektmanager. Nun sollte N. in unserer Firma eingesetzt werden und nach und nach die Strukturen unserer Firma kennenlernen, um dann Schritt für Schritt die Firma zu übernehmen bzw zu führen. 

Ohne N. wäre auch diese Übernahme wahrscheinlich nicht möglich gewesen. N. hat sich in kürzester Zeit auf unserer Insel eingelebt, hat den "Grill-Freitag" eingeführt und ich glaube, er fühlt sich richtig wohl. Auch unsere Mitarbeiter mögen unseren F..cking-Engländer!

Tja, was soll ich nun sagen?

Ja, es hat geklappt. Wir haben unsere Firma an U. verkauft und leben nun in Schweden. Ich hätte mir allerdings einen schöneren Abschied gewünscht. Eigentlich wollte U. mit seiner Frau ein paar Tage Urlaub machen und in dieser Zeit hatten wir die Übergabe der Firma geplant. Doch leider war das nicht möglich, denn U. war kurzfristig erkrankt. 

Unsere Ausreise mussten wir durch die Abmeldung bei der Stadt zeitlich etwas genauer planen und somit mussten wir trotzdem fahren.

 



 

 


 

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